Vertraut werden mit der Kita:
Der Denkrahmen

Der erste Übergang aus der Familie in das formale Bildungssetting stellt ein einschneidendes Ereignis mit großer Tragweite dar. Welche Grundannahmen leiten Sie bislang? Was denken Sie z.B. über Familien? Wie sehen Sie Kinder? Was heißt für Sie Beziehung? Ihre Antworten geben einen Hinweis auf Ihren Denkrahmen. Wie wir denken, das bestimmt letztlich unser Handeln.
Beim Münchener Modell lassen wir uns ebenfalls von einem Denkrahmen leiten – denn dieser ist entscheidend dafür, wie der Weg der Eingewöhnung gestaltet wird.

Systemischer Ansatz

Der Mensch ist in seinem Wirken und Leben in der Welt und mit der Welt verwoben. Systemisch auf den Übergang zu schauen, bedeutet, diesen weiten Blick einzunehmen und sensibel zu werden für die Wechselwirkungen, die sich bilden, wenn sich ein Kind auf den Weg macht, die Kita-Welt für sich zu erobern. Das Kind, seine begleitenden Fürsorgepersonen, die beteiligten Personen in der Kita und nicht zuletzt das gesamte Setting, in dem sich der Beziehungsaufbau vollzieht, ist konzeptuell berücksichtigt.

Das kompetente Kind

Kinder kommen bereits mit Lebenserfahrung im Gepäck in die für sie neue Kita-Welt. Sie sind kompetent darin, in Beziehung zu gehen, sich auf Neues einzulassen, sich einzubringen und sich ihren Platz zu erobern, weil sie diese Fähigkeit als biologische Grundausstattung mitbringen. Das macht Menschsein aus. Diese Akteurschaft (agency) lässt sie als kompetente Mitgestalter der Eingewöhnung sichtbar werden. Sie haben ihre Lernwerkzeuge dazu im Gepäck. Sie geben das Tempo und die Richtung vor, in der sie ihren neuen Weg beschreiten wollen.

Die Kinder im Miteinander

Kinder interessieren sich für Kinder. Sie lernen voneinander und miteinander auf einer symmetrischen Ebene, die sich von dem unterscheidet, was Erwachsene für Kinder sein können. Die eigene Qualität des Lernens der Kinder untereinander wird in diesem Konzept berücksichtigt, indem die Kinder der aufnehmenden Kindergruppe den Übergangsprozess aktiv mitgestalten. Sie sind die Expert:innen ihrer Kita. Ihr Wissen können sie den neu hinzukommenden Kindern auf ihre kind-eigene Weise in ihrer eigenen Spielkultur weitergeben.

Familienkulturen

Das Kind trägt bereits Spuren der familieneigenen Kultur des Miteinanders in sich. Um besser zu verstehen, von welchen Erfahrungen das Kind beim Übergang ausgeht, worauf es nun die neuen Erfahrungen aufbaut, ist es von hoher Relevanz, sich mit der Kultur der Familien auseinander zu setzen und sie in die Übergangsgestaltung mit einzubeziehen. Kultursensible Eingewöhnung bedeutet kulturinformierte Eingewöhnung. Mit dem Eintritt in die Kita-Welt verändert sich auch im System Familie das Beziehungsgefüge. Veränderungen im Tagesablauf sind dabei nur der sichtbare Teil der tiefgreifenden Veränderung, die Familien dabei durchlaufen.

Transitionen

Der Wechsel von der Familie in die Bildungseinrichtung Kindergarten oder Krippe stellt für das junge Kind einen tiefgreifenden Übergang dar, den es auf drei Ebenen zu bewältigen gilt: auf der sehr individuellen Ebene (emotional und im Hinblick auf seine Kompetenzen), auf der Ebene der Interaktionen (Beziehungen zu anderen Personen) und auf einer kontextuellen Ebene (täglicher Wechsel zwischen unterschiedlichen Lebenswelten, die unterschiedliche Kontextbedingungen haben). Die Transition kann somit als ein eigener transkultureller Raum verstanden werden, der die Brücke zwischen den beiden Welten “Herkunftsnetzwerk Familie” und “Zukunftsnetzwerk Kita” schlägt.

Rollenverständnis

Das Personal der Kita, das später verlässlich für das Kind im Alltag erlebbar sein wird, trägt die gemeinsame Verantwortung für das Gelingen des Übergangs. Alle verstehen sich als Bezugspersonen und bauen eine Beziehung zum Kind und seinen Fürsorgepersonen auf, gestalten somit auch die Eigewöhnung aktiv mit. Für die Gesamtmoderation der Übergangsbegleitung bedarf es einer Person, die den Überblick behält, Fäden immer wieder zusammenführt und dafür sorgt, dass die individuellen Bedürfnisse des Kindes im Fokus bleiben. Wir haben dieser neuen Rolle die Bezeichnung “Ansprechpartner:in für die Familie” gegeben. Sie ist für die Zeit des Übergangs in dieser Sonderrolle. Und gleichzeitig erleben die Fürsorgepersonen, dass weder sie noch ihr Kind sich auf eine Person fixieren müssen, sondern das Team in seiner Gesamtheit verantwortlich ist.

Unsere Kontaktdaten

Petra Evanschitzky

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Prozessbegleitung im Arbeitsfeld Frühpädagogik

Sylvia Zöller

Beratung ٠ Weiterbildung
Coaching im Arbeitsfeld
Frühpädagogik